Unsere Geschichte beginnt vor vielen Jahren, als LESVOS wie auch die anderen Inseln der Ägäis noch mit wilden Olivenbäumen durchzogen gewesen ist, die gleiche Sorte OLEA EUROPEA, die heute noch von unseren Olivenbauern angebaut wird. Ausgrabungen von Professor Evangelos Velitzelos brachten kürzlich Blattfossile im Alter von 50.000 bis 60.000 Jahren ans Tageslicht. Zu dieser Zeit beginnt das Epos des Olivenanbaus und der mühevollen Anstrengungen des Menschen, diesen göttlichen und wertvollen Baum begreifen zu lernen, zu zähmen und zu nutzen. Wir können uns vorstellen, dass unsere Vorfahren zu dieser Zeit noch keine Landwirtschaft betrieben. Sie begnügten sich mit der Jagd und der Sammlung von Früchten. Es wird einen Moment gegeben haben, zu dem die kleinen dunkelgrünen Oliven die Aufmerksamkeit der Einwohner auf sich gezogen haben werden. Sie entfernten die Dornen und kosteten die Frucht. Es bedurfte vieler Tausende von Jahren an Arbeit und Erfahrung bis der Mensch den Baum zähmen, seine Frucht und den wertvollen Saft, das Olivenöl, verwerten konnte. Bei Ausgrabungen in der Region von Thermi auf LESBOS wurde kürzlich eine antike Ölmühle aus dem Kupferzeitalter um 2800-2000 vor Christus entdeckt. Diese primitive Ölmühle besteht aus einer flachen Steinwanne, in der die Oliven zermahlt wurden. Seither lässt sich eine beschleunigte Entwicklung nachvollziehen. Die Einwohner der Insel, die Äolen, waren aus Zentralgriechenland eingewandert und hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig. Insbesondere nach dem 8. Jahrhundert v.Chr. erzielen sie auch im Handelsgewerbe Fortschritte. Die Öffnung zur Außenwelt bringt Wohlstand und neue Ideen mit sich, während das demokratische Staatswesen die Herrschaft der Gutsherren ablöst. Auf LESVOS blühen die Künste und die Literatur auf. In den Werken der als zehnten Muse bekannten Sappho (6. Jahrhundert v.Chr.) sind die Ansätze der Emanzipation der Frauen zu erkennen und der Leser fühlt sich in die idyllische Atmosphäre der Landschaft von LESVOS ein. Die Olive hat sich natürlich zu dieser Zeit bereits in ganz Griechenland verbreitet, wo sie verehrt wird und ihre Zweige bei den Olympischen Spielen als Siegeskranz dienen. Die Sieger der Panathenischen Wettkämpfe erhielten mit Olivenöl gefüllte Krüge als Auszeichnung. Zu dieser Zeit ist Wein das bekannteste Erzeugnis der Insel LESVOS. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch die Formen des Olivenanbaus. Olivenblätter werden auf Münzen von Mytilini abgebildet. Zu Zeiten des Kaisers Dioklitianos (3. Jahrhundert v.Chr.) wird in Grundbüchern aus Stein der Besitz an Olivenhainen festgelegt und nach Terrassenstufen abgegrenzt, so wie auch in der Gegenwart. Im dritten Jahrhundert nach Christus erreichen die Olivenhaine auf LESVOS eine Flächengröße von etwa 4.500 Hektar. Mit dem Fortschritt im Anbau entwickelt sich auch das Pressverfahren der Olivenfrucht. Aus der Vielzahl an Funden antiker Ölmühlen lässt sich die Entwicklung zurückverfolgen. Welche sind aber die geheimnisvollen Wege, die die Ölmühlen der Antike mit den Kultstätten nachfolgender Generationen verbinden? Warum finden sich die antiken Mühlsteine üblicherweise in den Höfen von Kirchen? Keiner kann hierauf mit Gewissheit eine Antwort geben. Vielleicht deckt sich die Symbolkraft der Olive mit dem Göttlichen, über Jahrhunderte hindurch und unabhängig von der Religion (antikes Heidentum oder Orthodoxie). Mit Gewissheit wissen wir aber, dass das Pressverfahren und die Mittel hierzu über die Jahrhunderte hinweg unverändert geblieben sind. Die Verarbeitung des Olivenöls findet in zwei Stufen statt. Zuerst werden die Olivenfrüchte mit rollenden Mühlsteinen, die in fester Bahn rotieren, gemahlen. Die frühen Mühlsteine hatten die Form einer Linse, mit gebogener Außenseite und glatter Innenseite. Sie rotierten in der Außenmulde der Wanne um eine Achse, die von Menschen oder Tieren getrieben wurde. Später änderte sich die Form zu Kegelstumpfen und im 19. Jahrhundert zur Zylinderform. Die zweite Verarbeitungsstufe, die Pressung, hat sich seit dem Mykenischem Zeitalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts unverändert gehalten. Die gemahlen Olivenfrüchte werden in Säcke aus Tierhaaren (tsoupia) gefüllt und auf Steinplatten (linos) gelegt. Eine Holzschraube (adrachti), auf Holzpfosten gestützt, dreht und presst die Säcke, auf die heißes Wasser gegossen wird, das anschließend vom Olivenöl ausgeschieden wird.
Wir schreiben nun das schicksalsträchtige Datum des 10. Januar 1850. Seit 40 Tagen waren Regenfälle und warme Südwinde vorangegangen. Die Olivenbäume waren in der Annahme getäuscht worden, der Frühling stehe bevor. Am Abend fällt plötzlich vom sternenlosen Himmel der Frost und es folgt die Vernichtung. Die Temperatur fällt auf minus 8 Grad Celsius. Die feuchten Hülsen der Oliven können den plötzlichen Kälteeinbruch nicht Überstehen. Der gesamte Olivenanbau auf LESVOS wird vernichtet. Die Tiere auf der Insel gehen zugrunde und die Menschen bleiben gegenüber diesem Unheil hilflos zurück. Noch existieren keine Subventionshilfen der Europäischen Union. Es bleibt nur der Ausweg der Auswanderung, den auch viele der Einwohner gehen. In ihren neuen Heimaten arbeiten sie hart und kommen zu Wohlstand, vergessen aber derweil ihre schöne Insel nicht und kehren später mit dem angesparten Vermögen wieder zurück, wie das wertvolle Blut in die Adern der verwundeten Insel. Die zurückgebliebenen Einwohner von LESBOS legen sich ebenfalls in die Arbeit, stutzen und schneiden die zerstörten Baumstümpfe ab. In primitiven Feueröfen stellen sie Holzkohle her und beliefern das gesamte Mittelmeer einschließlich der Küsten Russlands. Es folgt der Frühling und die wenigen Olivenbäume, die den Frost überlebt hatten, werfen neue Sprossen. Aber die Bäume tragen noch keine Früchte. Das wertvolle Olivenöl fehlt. Die große Entscheidung wird nun getroffen: der Olivenanbau auf der Insel soll wiederbelebt werden. Neue kälteresistentere Sorten, die Kolovi und die Adramytiani, werden eingeführt und neue Olivenhaine angelegt. Mit Händen und auf Tieren wird Erde die Hänge hochgetragen. Arvanitische Handwerker bauen Steinterrassen, um die Erde an den Hängen zusammenzuhalten. Der Bestand an Olivenbäumen verzehnfacht sich und erreicht 45.000 Hektar voll neuer, kräftiger und lebendiger Bäume. Der Katastrophe von 1850 folgt die Wiedergeburt und der Mensch entschädigt die Olive für ihre reichhaltigen Spenden über die Jahrhunderte hinweg. Ein neues Zeitalter beginnt.
In den nachfolgenden Jahrzehnten floriert die Wirtschaft auf LESVOS. Die Insel erlebt ihren sozialen, politischen und kulturellen Höhepunkt, wozu verschiedene Ursachen und Umstände beitragen. Obwohl sich weiterhin ein Drittel des Bodens in türkischem Besitz befindet, wird die Landwirtschaft ausschließlich von Griechen betrieben. Die übermäßige Besteuerung wird durch die Erträge der neuen Olivenbäume kompensiert. Der technische Fortschritt und die Dampfmaschinen ziehen die Industrialisierung der Produktion nach sich. Alte Ölmühlen, von Menschen oder Tieren angetrieben, werden zugig durch moderne dampfbetriebene Mühlen, im Volksmund einfach “Maschinen” genannt, ersetzt. Das Pressverfahren als solches bleibt zwar unverändert, es wird aber eine deutliche Verminderung der erforderlichen Bearbeitungszeit und bedeutend höhere Erträge erzielt. Die Kerne, Nebenprodukte der Olivenverarbeitung, finden Verwendung als günstiger und reichhaltig vorrätiger Brennstoff. Neue Betriebe zur Verarbeitung der Nebenprodukte entstehen. Hierzu gehören z.B. die Kerne, aber auch die Seife aus Olivenöl, ein bekanntes und auf Auslandsmärkten stark gefragtes Produkt. Ein Wettbewerb um die Einfuhr der besten Maschinen aus England wird ausgelöst. Gleichmäßig mit der Industrie blüht auch der Handel, dessen Volumen sich zwischen 1850 und 1910 verfünffacht, angetrieben von zwei Produkten, dem Olivenöl und der Seife, die etwa 70% der Ausfuhren ausmachen. Mercante d’Olio, Mercante d’Oro. Der überwiegende Anteil des Olivenöls wird nach Marseille (1/3) und nach England (1/4) geliefert. Mit fortschreitender Verbesserung der regionalen Küstenschifffahrt kommen weitere Zielmärkte hinzu (z.B. Konstantinopel u.a.). Russland ist stets ein bedeutender Abnehmer des Öls, wo es für die Ikonenlichter in den Kirchen verwendet wird. Der Hafen von Mytilini erhebt sich zu einem bedeutenden Umschlagplatz. Die Ägäis ist gleichwohl ein vielbefahrenes Binnenmeer. Täglich verkehren griechische und türkische Seeleute, Arbeiter, Händler und Industrielle zwischen Mytilini und der gegenüberliegenden Küste bei Ayvalik. Die wirtschaftliche Blüte bringt allgemeinen Wohlstand mit sich. Alle Überlieferungen aus dieser Zeit zeugen von der Vornehmheit der Mytiliner, ihren feinen Geschmackssinn und ihrer Zuneigung für die Künste. Aus der Exportorientierung im Handel und der Vielzahl erfolgreicher Emigranten entwächst auf der Insel eine weltoffene bürgerliche Gesellschaft. Alle wichtigen Nationen unterhalten zu dieser Zeit Konsulate in Mytilini, das sich in eine Kleinabbildung einer europäischen Metropole verwandelt hat. Knapp 17.000 Einwohner zählt die Stadt und sie ist voll von Herrenhäuser, die von ihren Besitzern mit den besten Möbeln aus Europa ausgestattet werden. Mytilini hat zu dieser Zeit acht Kirchen, ein Hospital, vier Schulen (wovon eine französische), Gymnasien, zwei Theater, zwei Lichtspieltheater, Klubhäuser, Vereine u.a. Auf den Straßen verkehren Automobile, die Stadt wird mit Stadtgas beleuchtet, der Briefverkehr von ausländischen Postgesellschaften und vom Telegraphenamten bedient. Luxushotels und berühmte Kurbäder ergänzen das Stadtbild. Insgesamt sechs Zeitungen und zehn Zeitschriften werden herausgegeben und bitten der sozialen und ideologischen Unrast dieser Zeit eine Zuflucht. Diese konzentriert sich auf das Streben nach nationaler Befreiung. Ein Verlangen, das bereits seit 450 Jahren besteht und sich bei jeder Gelegenheit äußert. So z.B. nach dem vernichtenden Erdbeben von 1867, als das griechische Kriegsschiff “Salamis”, das Hilfsgüter bringt, von den Einwohnern der Insel mit den rührenden Worten begrüßt wird “Tausende von Erdbeben lasst uns erleben, Tausende von Toten, aber lasst uns nicht vergönnt sein, den Tag der Wiedervereinigung mit Griechenland erleben zu dürfen”. Fremde Reisende des 19. Jahrhunderts berichten, dass bis zum Zeitpunkt des Anschlusses an Griechenland Ausgrabungen auf der Insel von den Einwohnern verhindert wurden. Nach dem Raub der Skulpturen von Pergamon wurde erst recht kein einziger Spatenstich mehr zugelassen. Im November 1912 läutet die große Stunde der Befreiung der Insel vom türkischen Joch und des Anschlusses an den freien hellenischen Staat. Aber wie aller schöne Dinge, so konnte auch das goldene Zeitalter nicht ewig halten. Der große Schlag kommt mit der Kleinasiatischen Katastrophe von 1922, als Massen verelendeter Flüchtlinge die Insel erreichen. Es folgt der Wirtschaftskrach von 1929 und der Zweite Weltkrieg. Mittlerweile ist LESBOS zu einer entfernten Randprovinz des griechischen Kopfstaates um Athen verkommen. Die Not der Einwohner – es fehlt nunmehr selbst an elementaren Nahrungsmitteln – wird abermals aus der Ölproduktion gedeckt. Das Olivenöl der Insel darf allerdings zeitweise nicht ausgeführt werden oder es wird durch die Konkurrenz billiger Samenöle, die unter anderem auch als kostenlose Hilfslieferungen angeboten werden, verdrängt.
Der Schriftsteller schreibt “Vaterland ist die Olive, die du gepflegt, die du mit deinen Händen für deine Kinder belebt hast. Für den Fortbestand der Generation, die deinen Namen trägt. Aus dir selbst besteht der Olivenbaum”. Diese tiefgründige Beziehung erlebt der Besucher überall auf der Insel. LESVOS befindet sich heute im Zustand der Neuorientierung unter sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen, an die sich die Insel anzupassen bemüht. Auch LESVOS erlebt das Zeitalter der Globalisierung der Wirtschaft und des wachsenden Wettbewerbsdrucks, aber die Handelswege zu den traditionellen Absatzmärkten der Insel, der Türkei, Russland, Rumänien, Ägypten, sind heute nicht mehr zugänglich. Deswegen halten sich auf der Insel auch keine britische, französische, deutsche Unternehmer und Konsule mehr auf. Das Olivenöl von LESBOS befindet sich zwar unter dem Schutz der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union, aber sein Absatzweg zu den Märkten von New York, Melbourne oder Tokio ist weit und schwierig. Die Insel ist nach wie vor ein kleines, verstecktes Paradies. Die Landschaft hat ihre Schönheit, wie sie in den Buchern der fremden Reisenden aus dem 18. Jahrhundert beschrieben wird, bewahrt. Sie ist glücklicherweise nicht der “Modernisierung” zum Opfer gefallen, wie andere Reiseziele im Mittelmeer. Die silbergrünen Olivenhaine wirken ernsthaft aber gleichzeitig unbeschwert freundlich, und reichen vom Wellenschlag an der Küste bis zu den Pinienbäumen der Berge hinauf. Die Oliven und die Terrassenstufen halten das gesamte Ökosystem zusammen. Wenn sie aufgegeben werden, verringert sich die Bodenerde von 30 cm auf nur 5 cm, die Pflanzendecke von 47 auf 28 Prozent und die Anzahl der Pflanzenarten von 12 auf 6. Die Einwohner haben den Charakter der Olive bewahrt. Sie sind offenherzig, freundlich, würdevoll und gleichzeitig für Späße empfänglich, mit scharfsinnigen Humor, freiem Geist und stets auf der Suche. Die Traditionen sind im Alltag lebendig geblieben und nicht zur Folklore verkommen. Der lokale Dialekt wird immer noch gesprochen und lässt jedes Gespräch ein frohes Fest werden. Besonders in Begleitung mit ein wenig Ouzo und lokalen Köstlichkeiten. Selbst die Liebe wird vom Dichter mit der Sprache der Oliven ausgedruckt: “Ich erblickte seine Augen. Ich erblickte alte Olivenhaine”. Die Rolle der Frau bleibt ehrwürdig, auf der höchsten Stufe der Gesellschaft. Sie genießt einen hohen Grad an Gleichstellung und Freiheit, die mit den “Vorbildern des Orients” nichts gemeinsam haben. Dies drückt sich im Alltäglichen und im Einfachen aus. So wird der Vorname nicht vom Vaternamen begleitet, sondern vom Namen der Mutter. Man spricht nicht vom Stratis des Christos, sondern vom Stratis der Eleni! Schließlich ist auch die Olive in der griechischen Sprache weiblichen Geschlechts. Die Olive ist auch heute noch Hauptgegenstand der Gespräche und wichtigste Beschäftigung aller Einwohner sowie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ringsum hört man die Frage “Was wird heuer mit dem Öl?”. Die durchschnittliche Produktion erreicht jährlich etwa 20.000 Tonnen, allerdings mit starken Schwankungen je nach Ertragslage. Die 11 Millionen Olivenbäume verteilen sich auf 45.000 Hektar, das sind 79% des kultivierten Bodens und 28% der Gesamtfläche der Insel. Den 11 Millionen Bäumen stehen 87.000 Einwohner entgegen, d.h. 126 Bäume pro Einwohner. Dies ist mit Abstand das höchste Verhältnis weltweit. Der Durchschnitt für Gesamtgriechenland beträgt 9,5 Bäume pro Einwohner, für Italien 3,0 und für Spanien 5,4. Es gibt keinen Mytiliner, unabhängig von seiner Beschäftigung, der nicht seine eigenen Olivenbäume besitzt, sei es auch nur um das Öl für den eigenen Gebrauch, für seine Familie, seine Kinder, die studieren oder in Athen geheiratet haben, zu gewinnen. Hiermit wird aber gleichzeitig auch ein großes Problem deutlich. Die Auswanderung, der Aderlass der Jugend von der Insel. Die Bevölkerung verringerte sich von 120.000 Einwohnern im Jahre 1950 auf weniger als 90.000 heute. Hinzu kommt, dass sich die Olivenhaine zur Hälfte in gebirgigen Regionen befinden. Der Zugang ist schwierig, häufig nur auf Tieren möglich, die Arbeiten hart und mühevoll. Die Umstände der Olivenernte sind unverändert geblieben, nur mit Handarbeit und geringer Hilfe von tragbaren Geräten möglich. Dies bedeutet zwar, dass das erzeugte Olivenöl alle Eigenschaften des “natürlichen” und “reinen” Agrarerzeugnisses besitzt, aber nur zu einem höheren Preis erzeugt werden kann, als Produkte aus Olivenhainen, die auf Tausenden von Hektar flacher Ebene verteilt eine “Massenproduktion” ermöglichen. Dies lässt sich auch anhand der eingesetzten Düngemittel belegen. Der Stickstoffgehalt übersteigt nicht 100 gram pro Baum, ein geringer Anteil gemessen an Konzentrationen, die anderswo festzustellen sind. Entsprechend mäßig ist auch der Einsatz von Pflanzenschutzmittel und Pestiziden. Eine andere Eigenschaft, die zur guten Qualität beiträgt, ist die Kombination einer großen Anzahl moderner Ölmühlen und der Vielzahl von Kleinbauern. Dies hat zur Folge, dass die Frucht sofort gepresst wird, der Bauer beim Verarbeitungsverfahren anwesend ist und er die Qualität beeinflussen kann. Das Netz der Genossenschaften, ihr Verband, aber auch viele der privaten Ölmühlen verfugen über ausreichenden Raum zur Zwischenlagerung des Öls unter einwandfreien Bedingungen nach der Pressung der Frucht. Die Lagerung in Fässern ist endgültig überkommen. Von den Ölmühlen wird das Öl in Tankwagen entweder zu den Verarbeitungsbetrieben auf der Insel, aber auch über Handelsmakler und Händler zu Betrieben in Restgriechenland oder zum Export nach Italien – sowie in den letzten Jahren auch nach Spanien – verbracht. Zweck und Sinn des Schutzes der EU-Ursprungsbezeichnung oder der geographischen Angabe von Agrarerzeugnissen hätten wohl keine passendere Anwendung als auf LESBOS finden können. Das Jungfernöl von LESBOS ist von der Europäischen Union nach der Verordnung 1107/96 unter den Produkten mit geschützter geographischer Angabe eingetragen worden. Die besonderen Eigenschaften des Jungfernöls werden hier auf die natürlichen Bodenbedingungen, das Klima, die Olivensorten aber auch auf den menschlichen Faktor zurückgeführt. Diese zusammenhängende Entwicklung, die wir hier verfolgt haben, wird vom Schriftsteller folgendermaßen beschrieben: “Aus den gequälten Stämmen der Olivenbäume entspringt die Geschichte unserer Insel. Die Oliven sind mit unseren eigenen, menschlichen Stimmen beladen”. Für uns Außenstehenden, Kennern und entfernten Teilnehmern, trägt diese Geschichte jene Bedeutung, die ihr der Dichter verleiht:
«Mich Reisenden wirst du beherbergen. Auf der Tischdecke ausbreitend, das Brot, die Oliven und das Gewissen».
Ausschnitte aus der Broschüre: «Olivenöl aus Lesvos Griechenland» von Vassilis Zambounis, herausgeber druckversion: der (HEPO) Griechische Organisation für Außenhandel in Zusammenarbeit mit der kammer der Lesvos veröffentlicht wurde.